Fernweh um das Heimweh zu suchen

Man sagt, zu Hause ist es am schönsten… Aber was, wenn sich das Zuhause-Gefühl nicht mehr einstellt? Was, wenn man vom Urlaub nicht nach Hause, sondern einfach „zurück“ kommt? Früher war es anders. Da freute ich mich darauf, nach Hause zu kommen – dieses Kribbeln im Bauch, die Vorfreude, der vertraute Geruch, die eigene Bettwäsche. Es fühlte sich heimelig an, warm und richtig. Doch mit der Zeit – besonders in den letzten fünf Jahren – ist dieses Gefühl nach und nach verschwunden. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, dass ich den Urlaub verlängern wollte, dass ich so spät wie möglich zurückfahren wollte. Der Gedanke, dorthin zurückzukehren, wo ich mich am wenigsten wohlfühlte, machte mich traurig. Anfangs schämte ich mich dafür. Familie und Freunde waren doch da, ich sollte mich doch glücklich und geborgen fühlen… oder? Also zwang ich mich, dieses Gefühl zu haben. Doch irgendwann begann ich, mich zu fragen: Warum eigentlich? Warum muss man immer für andere funktionieren, sich verbiegen, um es ihnen recht zu machen? Warum ignoriert man die eigenen Bedürfnisse, nur um Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Liebe zu bekommen? Je mehr ich mich anstrengte, desto größer wurden der Stress, die Rastlosigkeit und die Frustration. Es war ein Teufelskreis. Tage, Wochen, Monate, Jahre vergingen. Immer wieder fand ich Ausreden: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt“, „Das kann ich später machen“, „Es gibt Wichtigeres“. Und während ich mit den alltäglichen Verpflichtungen jonglierte, vergaß ich eine wesentliche Sache: zu leben. Glücklich zu sein. Ein Risiko einzugehen, auch wenn es bedeutet, zu stolpern oder zu fallen. Denn selbst in diesen Momenten erinnert man sich daran, dass man es zumindest versucht hat. Jetzt sitze ich wieder hier, mitten in der Nacht, in meinem Sessel. Fest entschlossen, endlich den Jakobsweg zu planen und zu gehen– etwas, das ich schon mein ganzes Leben machen wollte. Aber bevor ich diesen Weg antrete, muss ich erst Frieden schließen. Frieden mit „Fräulein Panik“, wie ich sie nenne. Vielleicht ist es an der Zeit, mit ihr Freundschaft zu schließen und gemeinsam loszugehen… 

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