Ich hatte nicht seit Beginn meiner Zeit auf Erden Angst oder Panik. Ich bin voller Stolz als 4 jähriges Mädchen im Beisein meines 4 Jahre älteren Bruders allein zur Kita gelaufen. Habe es geliebt zum Bäckermann zu laufen um mir ein Baiser abzuholen oder beim Fischer nebenan ein Kratzeis abzustauben. Ich bin einfach unbedarft durch die kleine, große Welt nur mit dem Gefühl des Glücklich seins. Das dies irgendwann mal abhanden kommen könnte-darauf war ich nicht gefasst. Als Erwachsene fällt es mir schon schwer oft in der Panik zwischen Realität und Schein zu unterscheiden. Ist es jetzt wirklich die Sorge die mir sagen will -Stopp- oder doch wieder die listige Panik? Doch wie schwer fällt es Kindern und Jugendlichen mit diesem Sturm, gar Tsunami an Gefühlen und inneren Druck umgehen zu müssen. Ihn das erste Mal zu ertragen ohne zu Wissen was einen überkommt. Meine Tochter hat früh im Kindesalter Ängste entwickelt. Anfänglich noch die Klassiker:
"Ich will nicht fliegen"
"Warum fahren wir nicht Auto, da sind wir doch allein"
"Zu Hause ist am schönsten"
Doch Panik und Angst zusammen haben Freude und entwickeln sich. Stärker, übergreifend in allen Bereichen des Lebens. Sie engen ein und rauben einen am Ende so viel Platz, dass man selbst gefangene ist, in einer so winzigen Zelle, die nur von einem selbst gesehen wird, dass es fast unerträglich wird. Meine Tochter begann ihre erste Therapie mit 6 Jahren, weil sie weinend gar hysterisch auf dem Bett saß und nicht mehr-nie mehr- zur Schule wollte. Nichts wollte sie mehr, außer schlafen, denn da war ihr Kopf ruhig. Wenn man zum ersten Mal als Mutter solch ein Szenario durchlebt, leidet man so sehr, dass es sich anfühlt wie die ureigene Panik. In diesem Moment ist man hilflos. Es rennen die Gedanken, was war der Auslöser, wo musst du hin, wer hilft dir, was kannst du tun.... Fragen und keine Antworten. Aus meiner Verzweiflung rief ich in der Kinder-Rettungsstelle Berlin Neukölln an und war danach fassungsloser als je zuvor..."Hier sind Sie falsch, helfen können wir nicht, einen schönen Tag" tüttüttüt "Hallo sind sie noch da?" .... aufgelegt...die Dame aus der Rettungsstelle (!) hatte einfach aufgelegt. Eiskalt....
Ich rief in der Schule an, meldete verzweifelt mein Kind bei ihrer Lehrerin krank ab, legte sie wieder ins Bett und fing an, heulend, das Internet zu durchforsten. Stundenlang. Ich war einfach nur noch müde, fertig und meine Gedanken trieben mich umher, meinem Kind nicht genügend geholfen zu haben. Nun saßen zwei Menschen dort mit dem gleichen Leid dem doppelten Schmerz und ich dachte:" geteiltes Leid ist eher doppeltes Leid"
Ich erhielt über die Familienhilfe AWO
und der Therapeuten Seite: https://www.therapie.de/psyche/info/
damals professionelle und schnelle Hilfe. Ich kann, so schwer es auch manchmal ist, jedem nur empfehlen die Hilfe zu suchen und seinem Kind zu geben, die es in diesem Moment braucht. Auch wenn die Angst angst macht muss man der Fels in der Brandung für sein kleines Wunder bleiben und vor allem sein.
Kommentar hinzufügen
Kommentare