Endlich war es wieder soweit: Urlaubsbeginn! Voller Vorfreude auf Berge, Seen und atemberaubende Wanderrouten wusste ich allerdings, was mich erwarten würde – Wanderpanik Deluxe. Schon die Anreise war ein Abenteuer für sich. Ob Staus, Baustellen, riskante Überholmanöver oder die typisch langsamen Sonntagsausflügler – alles war dabei. Nach 10 langen Stunden waren wir schließlich im Berchtesgadener Land angekommen. Erleichtert und dankbar freute ich mich auf die kommenden Tage, doch mir war nicht bewusst, welche Herausforderung schon direkt vor uns lag. Die Auffahrt zur Ferienwohnung in Königsleiten stellte sich als nächster Nervenkitzel heraus: ein schmaler Wald- und Wiesenweg, unbefestigt, einseitig befahrbar und durch dichte Vegetation kaum einsehbar. Mein Puls schoss in die Höhe. Zurückfahren? Keine Option – schon allein aus Angst, den Abhang hinunterzurutschen. Und obwohl ich kaum Alkohol trinke, hätte ich in diesem Moment dringend einen Schnaps gebraucht. Nach drei weiteren Kurven erreichten wir die Ferienwohnung. Aber die Vorstellung, diesen Weg täglich hoch- und runterfahren zu müssen, setzte mir bereits jetzt zu.
Für den ersten Wandertag hatte ich bewusst eine leichte und überschaubare Route gewählt: den Hintersee, verbunden mit einem kurzen Abstecher durch den Zauberwald. Es war traumhaft. Strahlender Sonnenschein, beeindruckende Berglandschaften und ein glitzernder See – und das Beste: kaum Bauchschmerzen, keine wilden Gedanken und keine Panikattacken. Ein Moment fast völliger Entspannung. Doch ich wusste, der nächste Tag würde eine größere Herausforderung bereithalten: die Rabenwand am Königssee. Eine moderate Wanderung, aber quer durch den Wald und nur spärlich ausgeschildert. Mir war klar: tief einatmen und durch. Anfangs war alles noch relativ unkompliziert – die Beschilderung war gut und die Wege leicht erkennbar. Doch irgendwann ließ die Orientierungsmöglichkeit nach, und plötzlich stand ich buchstäblich verloren im Wald. Meine Tochter hingegen war völlig unbeeindruckt, hüpfte fröhlich umher und genoss den Moment, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wo wir waren, wohin wir mussten oder wie wir zurückkamen. Warum konnte ich nicht genauso fühlen? Stattdessen spielten meine Nerven verrückt: Gedanken rasten, mein Magen rebellierte, und meine Augen suchten verzweifelt nach Orientierungspunkten. Aber meine Beine trugen mich weiter, Schritt für Schritt. Wäre ich allein gewesen, hätte mich die Panik vermutlich zurückgedrängt. Doch ich musste durchhalten.
Und dann war er plötzlich da – der Ausblick von der Rabenwand. Atemberaubend. Der Moment, es geschafft zu haben, erfüllte mich mit einem Gefühl überwältigender Erleichterung und Stolz. Für einige Sekunden war alles perfekt. Doch wie könnte es anders sein? Mrs. Panik meldete sich zurück und rief schon: "Let’s go back!"
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